Seit mehr als 21 Jahren ist Marisol Castro als Tierschützerin im Großraum Cádiz – Jerez de la Frontera – Sevilla tätig und hat seitdem hunderten von Hunden zu einem glücklichen Leben verholfen. Auf unserer Webseite findet sie immer wieder Erwähnung als Pflegestelle für unsere Galgos in Spanien, doch ist sie weit mehr als das!
Marisol und ihr Mann Michael leisten für die geretteten Hunde die so wichtige Arbeit einer gewissenhaften Pflegefamilie, aber der Weg auf ihr Pflegestellen-Sofa ist lang. Marisol holt die Hunde von der Straße, rettet sie aus den Perreras und bietet in dem konfliktträchtigen Umfeld der Galguero-Szene immer wieder dem ein oder anderen Jäger die Stirn. Trotz der oftmals erbärmlichen Haltungsbedingungen und ungenügenden medizinischen Versorgung der Hunde, die ihr schlaflose Nächte bereiten, versucht sie bei solchen Auseinandersetzungen ihr Gegenüber nicht zu verärgern und schluckt vieles von dem, was dazu zu sagen wäre, herunter, weil sie genau weiß, dass jede Konfrontation das Leben der Hunde, die sie dort herausholen möchte, gefährden könnte. So manches hat sich schon in der langen Zeit ihrer Tätigkeit an den Gesetzen geändert, doch in der Realität ist bis heute nur sehr wenig davon angekommen.
Marisol kennt sie alle: die vor Ort tätigen Tierschützer, Refugien und Auffangstationen, ebenso wie die Perreras und die Galgueros, die jedes Jahr tausende von Hunden züchten, um sich eines Großteils von ihnen über das Jahr hinweg wieder zu entledigen. Umgekehrt kennt jeder Marisol. Wenn es um Hunde geht, die von ihren Jägern nicht mehr gewollt sind, kontaktiert man Marisol. Ihr Handy kennt keine Ruhepausen: bis in die Nacht hinein gehen bei ihr Nachrichten und Fotos von nutzlos gewordenen Hunden ein, für die eine schnelle Lösung gefunden werden soll. Und Marisol schaut nicht weg. Selbst wenn sie einen Ausflug mit dem Fahrrad macht oder einfach nur einen Termin in der Stadt hat – immer ist damit zu rechnen, dass sie mit einem in Not geratenen Hund zurückkommt. Man könnte darüber lächeln, wenn sich nicht so viele tragische Schicksale dahinter verbergen würden.
Die geretteten Hunde nimmt Marisol bei sich in der Wohnung auf, denn von diesem Zeitpunkt an stehen sie unter ihrem Schutz, werden gesund gepflegt und umsorgt. Alle bereitet sie auf das Leben in einer Familie vor, arbeitet an ihren Ängsten und Unsicherheiten. Umso schwerer ist es jedes Mal für Marisol, sie wieder gehen zu lassen.
Alles, was Marisol und Michael tun, geschieht aus eigener Kraft und auf privater Basis. Manches wäre leichter, hätten die beiden schon vor Jahren einen eigenen Verein gegründet, dessen Community ihnen finanziellen Rückhalt geben würde. Ihre Wohnung liegt im oberen Stockwerk eines Mehrfamilienhauses in Puerto Real. Wenn der Aufzug ausfällt, kann es schwierig werden, mit den zurzeit sechs eigenen zumeist alten, kranken und behinderten Hunden sowie den Pflegegalgos nach unten ins Freie und anschließend wieder hinauf zu gelangen. Doch über ihre eigenen Unannehmlichkeiten klagen hört man Marisol nie.
Seit 2019 arbeitet die Galgorettung Fränkisches Seenland eng mit Marisol und Michael zusammen und übernimmt immer wieder von ihnen gerettete Galgos. Wenn wir Marisol fragen, was sie sich wünscht, sagt sie bescheiden: Es wäre so schön, wenn jeder ihrer Pfleglinge ohne Umweg über unsere Auffangstation in eine Pflegefamilie oder eine endgültige Familie in Deutschland ziehen könnte, denn bei ihr haben sie bereits die schönen Seiten des Familienlebens kennengelernt. Ein Wunsch, den wir ihr nach Kräften erfüllen wollen!
Antonia, eine unserer Pflegestellen, die immer wieder Galgos aus verschiedenen Auffangstationen, aber auch von Marisol übernimmt, berichtet von ihren Erfahrungen.
Sie hieß Marisol und war eine kleine, cremeweiße, extrem zerbrechlich wirkende Galga, fotografiert unter einer rosafarbenen Decke, die meine Aufmerksamkeit weckte. „Pflegestelle gesucht“, stand da. Mir war sofort klar, dass ich diesem feenhaften Wesen einen Platz anbieten wollte und meldete mich bei Bianca.
Aus Biancas knappen Antwort „Marisol ist bei Marisol. Ich schreibe ihr.“ wurde ich nicht ganz schlau. Wer sollte diese Marisol sein? Inzwischen bin ich mir sicher, dass die Retterin der 4-beinigen Marisol diese in der Gewissheit so taufte, die 2-beinige könnte dann nicht nein sagen und sie bei sich aufnehmen.
In den nachfolgenden Tagen erreichten mich immer wieder Fotos, kleine Berichte und sogar ein Video von der kleinen Elfe. Die Galga Marisol lebte mit einigen anderen Hunden, darunter auch ein paar Galgos, in Marisols Wohnung, kannte also den Alltag im Haus und schien genau so lieb zu sein wie erhofft. Ich sagte also zu und wartete auf ihre bevorstehende Reise.
In der Zwischenzeit erfuhr ich immer mehr über Marisol und ihren aus Deutschland stammenden Mann Michael, über deren Wohnsituation, darüber, dass Marisol vor einiger Zeit als Freiwillige in einer Perrera ausgeholfen hatte und seitdem zuverlässige Ansprechpartnerin für Tierschützer wie Galgueros gleichermaßen ist. Auch erfuhr ich mit der Zeit, dass Marisol kräftemäßig und finanziell an ihre Grenzen stößt, dann in die Augen der zu tötenden Hunde blickt und sich immer wieder am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf des Elends, das sie vor Ort täglich umgibt, herauszieht.
Am Nikolaustag war es dann so weit, die Galga Marisol zog bei uns ein.
Zu unserer Freude war sie genau wie beschrieben, lieb und sozial mit unseren Galgas und Kindern. Die Tatsache, dass diesmal kein Überraschungspaket aus dem Transporter stieg, machte es uns so viel leichter. Zumal der Austausch zwischen Marisol, Michael und uns mir wirklich große Freude bereitete. Immer mal wieder schickte ich Bilder an die beiden und diese sendeten ganz liebe Reaktionen. Und natürlich bekam ich auch Fotos und Berichte zu ihren nachgerückten Galgos, die das enorme Glück hatten, bei den beiden Unterschlupf gefunden zu haben.
Da unsere kleine Marisol bestens ausgestattet aus Spanien angereist war, war es mir ein Bedürfnis, kurz vor Weihnachten einige Halsbänder, Pullis, Decken und Weihnachtsgebäck an Marisol und Michael zu schicken. Für diese kleine Geste waren sie so dankbar, dass ich eine Sprachnachricht von beiden erhielt, in der ihre übersprudelnde Freude mit Händen zu greifen war. Dabei hatte ich doch nur einen ihrer Schützlinge aufgenommen; sie sind es doch, die seit vielen Jahren um das Leben so vieler verlorener Hundeseelen kämpfen.
Für mich als Mutter von zwei lebhaften Kleinkindern ist es wichtig, bei der Auswahl eines neuen Pfleglings einschätzen zu können, ob der oder die Auserwählte sich in unserem Umfeld wohlfühlen kann. Und die Wesensbeschreibung unserer Pflegegalga hätte treffender nicht sein können, so dass wir also genau wussten, was uns erwartet. Auch als neue Pflegestelle, die sich ein Überraschungspaket direkt aus einer der großen Auffangstationen vielleicht nicht zutraut oder als Interessent, der nach einem neuen Familienmitglied Ausschau hält, kann man mit einem Hund von Marisol und Michael kaum etwas falsch machen. Bei ihnen werden die Galgos schon so gut auf das Leben als Familienmitglied vorbereitet, wie es nirgendwo anders möglich ist und die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Hunde zuverlässig beschrieben.
Ich finde es bewundernswert, mit wie viel Herzblut Marisol und Michael täglich den Alltag vor Ort meistern und nicht aufgeben, selbst wenn die Hilferufe überhandnehmen. Wie sie sogar mit Galgueros ins Gespräch kommen, um Leben zu retten.
Und deshalb meine Bitte: Denkt bei der Wahl eures neuen Pfleglings oder Familienmitglieds an die Hunde von Marisol, denn ihre Arbeit ist so besonders unterstützungswert und hat so viele Vorteile für uns. Ganz zu schweigen davon wie sich ein Galgo wohl fühlt, wenn er wochenlang in einem liebevollen Familienverbund die schönen Seiten des Lebens kennenlernen durfte und dann mangels Pflegestelle in Deutschland in die Auffangstation ziehen muss.
Ich habe diesen Bericht verfasst, weil es mir ein Herzensanliegen ist, die Arbeit von Marisol und Michael zu unterstützen und bekannt zu machen. Wie schön wäre es – für die Galgos UND für die Menschen – wenn alle Pflegegalgos von Marisol und Michael sofort auf Pflegestellen in Deutschland ziehen könnten. Eine Achse, nein viele private Achsen Cadiz – Deutschland… Freundschaften zwischen Galgoverrückten, die keine Grenzen kennen!
Wer Marisols und Michaels Tierschutzarbeit mit einer Spende unterstützen möchte, der kann das gerne über eines unserer Vereinskonten veranlassen.
Bitte als Verwendungszweck "Marisol" angeben!
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Marisol und Michael sind im Großraum Cádiz – Jerez de la Frontera – Sevilla im Süden Spaniens tätig: