Werden Sie Pflegestelle

Wir arbeiten in Einzelfällen mit Pflegestellen zusammen, die Galgos aus der Auffangstation oder direkt aus Spanien als Familienmitglieder auf Zeit bei sich aufnehmen und auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten.

Viel Erfahrung im Umgang mit Hunden, bestenfalls mit Windhunden, ein souveräner Ersthund, Zeit, Einfühlungsvermögen und eine Portion Humor sind ideale Grundvoraussetzungen, um Pflegestelle zu werden.

Bitte seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst, wenn Sie einen Hund mit einer Vorgeschichte bei sich aufnehmen wollen. Unser Ziel ist es, den Galgos zu einem guten Start in ihr neues Leben zu verhelfen und ihren Erfahrungsschatz an Zurückweisung und Missachtung ihrer Bedürfnisse und Ängste nicht weiter anzureichern.

Wenn Sie sich bei uns als Pflegestelle bewerben, lernen wir uns kennen, es wird eine Vorkontrolle bei Ihnen durchgeführt und schließlich ein Pflegevertrag abgeschlossen, der beiderseitige Rechte und Pflichten regelt.

Der Verein übernimmt Kosten, die der Pflegehund verursacht, nach vorheriger Absprache. Die von Ihrer Gemeinde erhobene Hundesteuer entrichten Sie selbst. Die notwendige Hundehaftpflichtversicherung für den Pflegling kann vom Verein übernommen werden. Wir sind natürlich äußerst dankbar, wenn ein Teil der anfallenden Kosten von der Pflegefamilie übernommen wird, um unser Budget zu entlasten.

Wir haben eine unserer erfahrensten Pflegestellen darum geben, einmal zu berichten, worauf es ankommt, wenn man sich auf das Abenteuer Pflegehund einlässt.

 

Was eine gute Pflegestelle ausmacht – ein Erfahrungsbericht

Eine gute Pflegestelle ist ein Segen für jeden Verein, aber ehrlich gesagt, es gibt nicht sehr viele davon. Pflegemütter oder -väter leisten eine unschätzbar wichtige Arbeit. Optimalerweise haben sie schon Windhund- oder speziell Galgo-Erfahrung. Sie erkennen die Bedürfnisse des Hundes – ob er z. B. tierärztliche Behandlung braucht – und tragen Sorge für sein Wohlergehen während der Pflegezeit.

Ein oder mehrere sichere eigene Hunde, an denen sich der Neuankömmling orientieren kann, sind dabei oft wertvolle Helfer. Pflegestellen-Eltern brauchen viel Zeit, gute Nerven und müssen flexibel und belastbar sein. Im besten Fall passt der Pflegehund richtig gut in seine Familie auf Zeit. (Leben dort Hunde, Katzen, andere Haustiere, kleine Kinder?) Es gibt genügend Platz und hoffentlich einen sicher eingezäunten Garten. Ein Windhundauslauf kann eventuell einen Garten ersetzen. Das hängt im Einzelfall vom Hund ab.

Aber auch wenn diese "Basics" stimmen, kann es mit einem Pflegegalgo durchaus anstrengend und aufregend werden.

Wenn der erwartete Pflegehund also angekündigt wird, muss er eventuell zu irgendeiner Tages- oder Nachtzeit von sonst wie weit her abgeholt werden und auf der Fahrt nach Hause erbricht er sich vielleicht oder hat Durchfall im Auto, weil er furchtbar gestresst oder krank ist. Vermutlich ist er nicht stubenrein und je nach Typ kann es sich etwas hinziehen, bis eine Sauberkeit im Haus eingehalten wird. Das kann auch schon mal einige Wochen dauern.

Auch weiß man nie ganz sicher, ob der Hund Würmer, Milben, Flöhe oder andere Parasiten mitbringt. Trotz Impfung und guter Basisversorgung vor Einreise nach Deutschland kann man nie gänzlich ansteckende Erkrankungen wie Zwingerhusten oder Darminfektionen ausschließen. All das muss nicht sein, aber man muss sich vorher gut überlegen, ob man damit umgehen kann, wenn doch.

Weiter geht es mit unseren Schützling, der nichts kennt. Auch keine Haltung im Haus. Vielleicht ist er ein ängstlicher Kandidat. Die zusätzlichen Gefahren für so einen Hund werden in anderen Artikeln auf dieser Homepage gesondert erklärt. Vielleicht fürchtet er sich durch Türen zu gehen, fürchtet sich vor glatten Bodenbelägen, läuft keine Treppen, lässt sich aber auch nicht tragen, es sei denn man möchte unbedingt ein paar Löcher in der Hand. Vielleicht will er nicht hinaus in den Garten oder nicht zurück ins Haus.

Vielleicht ist er auch überhaupt gar nicht ängstlich, sondern sehr neugierig, erkundet alles, turnt auf Fensterbänken herum, befreit Pflanzen aus ihren Töpfen, balanciert auf der Küchenzeile, räumt Regale aus, testet wie widerstandsfähig Stuhlbeine beschaffen sind oder guckt mal was sich im Inneren von Polstermöbeln befindet. Die Verlockungen, sich im Haus zu beschäftigen, sind vielfältig.

Möglicherweise mag der Galgo anfangs nicht in der Nähe von Menschen sein, will aber auch nicht alleine gelassen werden. Wenn ein Galgo dann seine Sirene anstellt, könnte das durchaus nachhaltig die nachbarschaftlichen Verhältnisse trüben. Bei geöffnetem Fenster hört man sein Heulen selbst noch einige Häuser weiter.

Niemand weiß vorher, ob der Pflegehund schon an der Leine gehen kann oder ob er sich vor bestimmten Geräuschen fürchtet. Manchmal zeigt sich die Unsicherheit eines Tierschutzgalgos in Form von Aggression und er entpuppt sich als absoluter Leinenpöbler und Schrecken der Straße, der alte Leute mit Rollator anblafft. Nichts davon muss eintreten, aber es ist alles möglich und einiges sogar sehr wahrscheinlich.

Ein Pflegehund kostet seine Familie in der Regel viel Mühe, Nerven und nicht zuletzt auch Geld. Gute Pflegeeltern helfen aktiv bei der Vermittlung ihres Schützlings, indem sie dem Verein Entwicklungsberichte und Fotos zukommen lassen, damit das Profil auf der Homepage regelmäßig aktualisiert werden kann.

Hat man den Hund dann irgendwann soweit in der Spur, dass er vermittelbar ist, hat er sich nicht selten schon fest ins Herz der Pflegeeltern gestohlen und es fällt unsagbar schwer, den Pflegling wieder abzugeben.

Natürlich gibt es auch die umgekehrte Variante. Man hofft, dass der Hund bald sein eigenes Zuhause finden möge, aber niemand interessiert sich für ihn. Da kann eine Pflegschaft in extremen Fällen nicht nur Monate sondern sogar Jahre dauern.

Wer einmal Verantwortung für einen Pflegehund übernommen hat, der sollte ihn auch nicht im Stich lassen, wenn Probleme auftreten. Da ist auch schon mal Durchhaltevermögen gefragt. Ob er dann am Ende vermittelt wird, oder weil doch unverzichtbar geworden in seiner Familie bleiben darf, wird man sehen. Aber lasst euch sagen, es sind oft die schwierigsten und anstrengendsten Hunde, an die wir uns später voller Liebe und mit einem unerschöpflichen Fundus lustiger Geschichten erinnern.