Zwei entlaufene Galgos binnen einer Woche haben uns dazu bewogen, ein paar grundlegende Dinge über das Thema Hund und Leine zu schreiben, um dies den Adoptanten unserer Galgos mit auf den Weg zu geben. Denn dieser Weg soll ein langer, glücklicher werden und nicht nach ein paar Wochen mit einem toten Galgo im Straßengraben oder, weil sich die Leine verheddert hat, erfroren im Nirgendwo eines Waldes enden.
Ein Hund an der Leine wird von uns Menschen schnell mit Gefangenschaft assoziiert. Wir wollen ihn befreien aus seiner misslichen Lage, laufen lassen. Er muss sich doch bewegen dürfen, der Arme! Noch stärker projiziert manch einer diese Freiheitsliebe in einen Windhund hinein. Hunde sind aber keine Menschen und denken und empfinden anders.
Für einen Hund bedeutet eine Leine Sicherheit! Sicherheit, sofern der Mensch einen Spaziergang mit ihm zusammen macht, bei ihm ist im körperlichen und mentalen Sinne. Das heißt, dass der Mensch gemeinsam mit seinem Hund etwas erlebt, Neues entdeckt, Zusammengehörigkeit stärkt. Das heißt auch, dass man gemeinsam Situationen bewältigt und der Mensch seinen Hund durch diese hindurchführt. Das ist ein Spaziergang, der für den Hund ein Gewinn darstellt.
Ein Spaziergang, bei dem der Hund an einer ausziehbaren Leine (Flexileine) meterweit vorausläuft, ist kein Gewinn für den Hund. Das ist umgekehrt genauso, als würde der Mensch telefonieren oder sich mit jemanden unterhalten oder in Gedanken verloren nebenher schlurfen. Beides bietet kein Miteinander, keine Kommunikation.
Der Hund, der an einer ausziehbaren Leine seiner vom Menschen imaginierten Freiheit abseits von uns Gassi geht, der ist alleine unterwegs. Der ist gezwungen, Konflikte alleine zu lösen, alleine etwas zu entdecken, alleine Entscheidungen zu treffen, alleine Situationen zu bewerten. Ausziehbare Leinen sind daher kein Gewinn für eine Mensch-Hund-Beziehung. Im Gegenteil, sie sind eine Bankrotterklärung für die Beziehungsarbeit.
Ein weiterer Nachteil ist, dass der Hund dafür belohnt wird, an der Leine zu ziehen, denn die Flexileine funktioniert nur über Zug. Völlig unentschuldbar ist es, die Flexileine am Halsband zu befestigen, denn der leichte Dauerzug auf den höchst empfindlichen Halsbereich verursacht dem Hund zumindest Unbehagen, wenn nicht Stress.
Startet der Windhund dann auch noch unerwartet durch, etwa bei Wildsichtung, rennt er in die ausfahrende Leine, bis der Halter unvermittelt den Stopp-Knopf drückt oder die Leine voll ausgefahren ist. Die Flexileine bietet dem Windhund viel zu sehr die Möglichkeit, seine enorme Startkraft und Geschwindigkeit zu entfalten, ohne dass der Halter in einer solchen Situation noch auf den Hund einwirken kann. Das kann ernsthafte Verletzungen und Langzeitschäden im Bereich der Halswirbelsäule des Hundes nach sich ziehen, wenn er am Halsband geführt wird.
Aber es kann noch schlimmer kommen: Der Kasten fliegt dem Halter beim Durchstarten des Windhundes nicht selten aus der Hand und springt klappernd hinter dem flüchtenden Hund her. Am Halsband befestigt, überträgt sich jeder Aufschlag des Kastens auf den hochsensiblen Hals des sowieso schon verängstigten Hundes und lässt ihn in immer größere Panik verfallen. Aber auch am Geschirr befestigt, ist die Flexileine in diesem Szenario ein furchteinflößendes Anhängsel, dem der Hund nicht entkommen kann. Bis, ja bis sich die lange Leine im Gebüsch verheddert oder der Kasten sich im Wald verkeilt. Dann ist die Flucht zu Ende und die einzige Hoffnung, die dann noch bleibt, ist, dass der Hund gefunden wird, bevor er verdurstet oder – in unserem aktuellen Fall wahrscheinlicher, denn draußen herrschen Minusgrade – erfriert.
Selbst im harmlosesten Szenario, das wir hier noch skizzieren wollen, birgt die Flexileine größere Risiken als jede normale Leine. Dem Halter rutscht in einem Moment der Unachtsamkeit der Kasten aus der Hand und fällt dem brav neben ihm gehenden Hund auf den Rücken oder neben ihm zu Boden. In anderen Fällen, in denen der Kasten fallengelassen wurde, zieht die automatische Aufrollung den Kasten zum Hund hin und knallt auf seinen Körper. Für einen scheuen oder schreckhaften Galgo, zumal, wenn er noch nicht lange in seiner Familie lebt, ein traumatisches Erlebnis, das ihn zur sofortigen Flucht veranlasst.
Deshalb unser eindringliches Plädoyer: Verwendet NIEMALS eine Flexileine!