Geschlecht: | Hündin, kastriert |
wartet in: | Deutschland, Auffangstation |
wartet seit: | Dez. 2023 (bei der FBM seit Mai. 2023) |
geboren am: | 20.02.2019 |
Größe: | ca. 62 cm |
Mittelmeerkrankheiten: | negativ |
Patenschaft: | Biancolina würde sich über eine Patenschaft freuen. |
Paten: | Karin P., Maria und Markus Berg, J. M. Penalver Ruiz, Petra P. |
Besonderheit: | sehr ängstlich, misstrauisch |
Adoptionsvoraussetzung: | |
letztes Update: | 29.09.2024 |
Zwei Jahre lang hat man versucht, Biancolina von der Straße zu holen.
Eine lange Zeit, die an Biancolina sicher ihre Spuren hinterlassen hat.
Jetzt wartet sie bei der FBM auf ihre Menschen!
Wir wollen Biancolina bald zu uns holen.
Biancolina ist am vergangenen Wochenende bei uns in der Auffangstation angekommen.
Nun macht sie sich von hier aus auf die Suche nach ihrer Familie.
Noch zeigt sich Biancolina sehr ängstlich uns Menschen gegenüber, aber auch in der Hundegruppe ist sie noch sehr vorsichtig.
Spaziergänge machen ihr noch sehr viel Angst, überall Geräusche, Fremdes, Unbekanntes. Sie darf jetzt erst mal ganz in Ruhe ihre neue Heimat kennen lernen.
Biancolina tat ihren Dienst bei einem Galguero, der sie an einen anderen Jäger abgab. Sie konnte diesem entkommen und streifte seitdem in einem Gebiet in der Nähe der Fundación Benjamín Mehnert umher, ständig in der Gefahr, von einem Auto überfahren zu werden. Biancolina hat in ihrem ganzen bisherigen Leben offenbar nichts Gutes von Menschen erfahren. Entsprechend war sie auf der Hut und ließ sich trotz aller Bemühungen nicht einfangen. Zwei Jahre lebte sie so; dann konnten die Tierschützer im Mai 2023 schließlich doch ihrer habhaft werden.
Biancolina war endlich gerettet! So lautet zumindest eine Lesart der Geschichte. Aber es gibt auch eine andere Perspektive. Biancolina, wie wir sie hier kennengelernt haben, seit sie vor zweieinhalb Wochen in unserer Auffangstation ankam, dürfte ihre „Rettung“ anders bewerten. Für sie war es vermutlich der schwärzeste Tag in ihrem Leben, denn an diesem Tag wurde sie ihrer Freiheit beraubt, in einen Zwinger mit anderen Hunden gesteckt und war auf Gedeih und Verderb der Spezies Mensch, von der sie nichts Gutes zu erwarten gelernt hatte, ausgeliefert.
Biancolinas Leben in Spanien hat Wunden hinterlassen, die sich nicht leicht heilen lassen werden. Ihr Körper ist übersät von kleinen Narben; schlimmer sind jedoch die seelischen Wunden, die ihr geschlagen worden sind. Bei uns kam eine Galga an, die auf den ersten Blick innerlich wie tot zu sein schien. Das Gefühl des Ausgeliefertseins muss übermächtig in ihr sein.
Biancolina macht sich seit ihrer Ankunft bei uns unsichtbar, so gut sie kann. Sie drückt sich in den dunkelsten Winkel der Blockhütte und bewegt sich dort nicht weg. Biancolina lässt sich dort berühren, ohne zu flüchten, aber nicht, weil sie die Berührung erträglich findet, sondern weil sie in Angststarre alles zitternd über sich ergehen lässt.
Beim Füttern muss man ein Auge darauf haben, dass Biancolina nicht durch stärkere Hündinnen angegangen wird. Sie wird leicht zum Opfer, was vielleicht auch eine Erklärung für zumindest einige der zahlreichen Narben an ihrem Körper ist. Auch bei uns hat sie bereits eine kleine Verletzung davongetragen. Sie wehrt sich nicht, sondern lässt alles über sich ergehen. Bei der Fundación Benjamín Mehnert hatte sie nach einiger Zeit begonnen, mit den anderen Hunden ihrer Gruppe zu interagieren und zu spielen, aber davon sind wir noch weit entfernt, denn um spielen zu können, braucht es ein gewisses Fundament an Sicherheit und Vertrauen.
Was braucht Biancolina jetzt? Vor allem viel Zeit und Raum, um das verlorene Vertrauen zum Menschen und zu den anderen Hunden behutsam aufzubauen. Zeit können wir ihr in der Station geben, aber das Gehege ist natürlich für eine Galga mit einer Vorgeschichte, wie Biancolina sie hat, kein idealer Ort. Biancolina kann sich nicht gegenüber allen ihrer Galgo-Mitbewohner behaupten und sich auch nicht richtig zurückziehen. Zugleich fehlt es manchen Gassigängern leider an Erfahrung, um die Angststarre, in die Biancolina bei ihrer Annäherung verfällt, richtig lesen zu können. Sie gegen ihren Willen zu berühren, ist eine Grenzüberschreitung, die wir dieser Galga im Moment gerne ersparen würden.
Und doch gibt es bereits kleine Signale, die uns Hoffnung machen. Unsere Trainerin hat begonnen, Biancolina auf Spaziergänge in ländlich ruhigem Umfeld rund um die Station mitzunehmen, denn sie zeigt schon nach dem ersten Versuch, dass sie mitmöchte und Freude daran hat. Sie taucht dabei in der Gruppe der anderen Galgos unter und läuft unauffällig mit. Die fremde Umgebung verunsichert sie nicht; es ist nur die Nähe der Menschen, die sie in Angst versetzt.
Es sollte jedem klargeworden sein, dass Biancolina eine Galga mit einer Vorgeschichte ist, die noch schwer auf ihr lastet. Sie selbst muss aus eigenen Stücken den Weg einschlagen, der sie heraus aus der Angst und selbstgewählten Isolation führt und wir sind sicher, dass sie das schaffen wird, wenn sie Zeit und Raum dafür bekommt. Biancolina kann nur an Menschen vermittelt werden, die viel Einfühlung und Erfahrung im Umgang mit Angsthunden haben, sehr ländlich leben und über einen sicher eingezäunten Garten verfügen. Auch ein oder zwei souveräne, freundliche Windhunde als Begleiter wünschen wir uns zukünftig an Biancolinas Seite.
Biancolinas Lebensgeister sind erwacht! So ängstlich Biancolina, die hier Bibi genannt wird, im Gehege unserer Auffangstation immer noch ist, so fröhlich spielt sie mittlerweile im Auslauf mit ihren Galgomitbewohnern. Dort wirkt sie glücklich und befreit. Erst schaut sie den anderen etwas zu, stimmt sich ein, dann hoppelt sie in lustigen Sprüngen los. Diese Sprünge sind regelrecht zu ihrem Markenzeichen auf der Wiese geworden und es ist eine reine Freude, ihr zuzuschauen.
Welche Wandlung hat diese Galga vollzogen, die in Spanien zwei Jahre auf der Straße überlebte; immer auf der Flucht vor dem Menschen, aber unabhängig und selbstbestimmt. Jetzt gibt es kein Rennspiel mehr ohne Bibi!
Sanft und fair, wie sie ist, würde Bibi niemals einen anderen Hund angehen oder ihm sein Spielzeug streitig machen. Wie man mit Spielzeugen Spaß haben kann, hat Bibi noch nicht ganz verstanden. Aber sie hat immerhin schon das ein oder andere Mal an einem Plüschtier geschnuppert und es ganz vorsichtig hochgehoben. Es kommt der Tag, da wird sie mit einem losrennen – da sind wir sicher. Leider kommt meist einer der wilderen Galgos angeschossen und grummelt sie eifersüchtig an, wenn sie Interesse an einem Spielzeug bekundet. Dann zieht Bibi sich sofort zurück.
Ihren Bezugspersonen nähert Bibi sich auf der Wiese immer wieder einmal, steht dann nur einen Meter hinter oder neben einem und beobachtet unsere Interaktion mit den anderen Galgos. Vor allem, wenn es Leckerli gibt, kommt sie dann aber auch heran. Da ist sie bestechlich.
Das Gehege ist nach wie vor DER Ort des Schreckens für Bibi. Da weiß sie manchmal gar nicht, wo sie Schutz suchen soll. Betritt einer der Gassigeher das Gehege, versteckt sie sich unter einem Bettchen im Blockhaus und macht sich unsichtbar, so gut sie kann. Angefasst werden möchte Bibi auf keinen Fall, was manchen leider trotz all unserer Aufklärungsarbeit nicht davon abhält, genau das zu tun und dabei Bibis Angststarre als keimendes Vertrauen zu missdeuten.
Greift Bibis Bezugsperson zu Leinen und Halsbändern und verlässt das Gehege, kommt sie wieselflink aus ihrem Versteck geeilt, denn sie will unbedingt mit. Bibi drängt dann regelrecht an den anderen vorbei, um in den Verbindungsgang vor den Gehegen zu kommen und freut sich sichtlich, dass es gleich losgeht. Das ist ein enormer Fortschritt! Das Anleinen bereitet Bibi zwar noch Unbehagen, aber sie lässt es über sich ergehen, denn es lockt der schöne Spaziergang. Unterwegs in ruhigem, ländlichem Umfeld rund um unsere Station läuft Bibi prima mit, möchte aber auch hier nicht angefasst werden. Sie reagiert sehr feinfühlig auf Grenzüberschreitungen und verspannt sich, sobald man sie anspricht oder direkt ansieht. Aber sie geht brav mit, denn die Freude, aus dem ungeliebten Gehege zu kommen, ist stärker als ihre Unsicherheit.
Leider hat Bibi keinen leichten Stand in ihrer Galgo-WG. Sie ist die Schwächste in der Gruppe, deren Größe und Dynamik für Bibi zu viel ist. Gibt es irgendwo Frust, wird er immer an ihr abreagiert. Da Bibi so zart und sanft ist und sich niemals wehrt, ist sie das perfekte Opfer. Die zahllosen alten Narben, von denen ihr Körper übersät ist, erzählen ihre eigene Geschichte dazu. Leider hat Bibi auch bei uns bereits einige Löcher abbekommen, denn wir sind nicht immer vor Ort, um sie zu schützen. Beim Füttern wird Bibi gerne von den anderen von ihrem Napf vertrieben, wenn wir nicht einschreiten. Sie kommt zum Füttern aus dem Blockhaus, frisst eilig und verschwindet wieder in den Schutz der Hütte, um keinen Ärger zu riskieren.
Im Blockhaus ergreift Bibi inzwischen nicht mehr gleich die Flucht in ihre Höhle, wenn eine ihrer Bezugspersonen es betritt. Sie bleibt im großen Korb liegen, den sie besonders schätzt, denn sie hat verstanden, dass keine Gefahr von uns ausgeht und wir ihr Bedürfnis nach einer gewissen Distanz respektieren.
Wir suchen für Biancolina Menschen mit viel Einfühlung und Erfahrung im Umgang mit Angsthunden. Sie sollten ländlich leben und über einen sicher eingezäunten Garten verfügen. Auch ein oder zwei sozialverträgliche, freundliche Windhunde als Begleiter wünschen wir uns zukünftig an Biancolinas Seite.
Link zum Film:
Die schüchterne Biancolina hat ein Herz erwärmt. Es wird sicher kein einfacher Weg für beide Seiten, aber mit Liebe, Geduld und Zeit wird auch Biancolina weiter "wachsen".
Da hilft ihr doch ganz gern ihr neues Hunderudel und die Menschen sowieso.
Viel Glück zusammen!