Ein Besuch in der Auffangsstation

verfasst von Dr. Karin Dohrmann (mehr von Dr. Karin Dohrmann):
 

„Vor Jahren habe ich Bianca Seefelds Auffangstation zum ersten Mal besucht. Wie ich gestehen muss, mit einigen Vorbehalten, da ich im Zweifel war, was die gleiche Zwingerhaltung in Kleingruppen wie sie die Hunde aus Spanien kennen, in Deutschland für Sinn macht. Der schlichteste Vorteil, den ich mir erklären konnte, war, dass die Hunde wenigstens schon einmal in Deutschland sind und es damit leichter haben Interessenten zu finden.

Als Bianca Seefeld mit mir durch die Station mit den Blockhäusern und zugehörigen eingezäunten Gärten ging und mir die Hunde vorstellte, war sehr auffällig, wie entspannt und harmonisch die Hunde in der Gruppe waren. Mich beeindruckte die Fachkompetenz von Frau Seefeld, die ganz bewusst aufgeschlossene, neugierige Hunde mit zurückhaltenden und ängstlichen Galgos in eine Gruppe stellt, damit diese von den unbelasteten Vorbildern lernen. Gerade Hunde, die mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht haben, sind mit einer Direktadoption, mit dem Leben im Haus, 24 Stunden Aufmerksamkeit durch den Menschen, Stadtleben, Gassi-Gehen usw., vollkommen überfordert. Eine Pflegestelle mit Angsthunde-Erfahrung ist da auch erst der zweite Schritt der Förderung. Die gewohnte Lebenssituation in einer Gruppe, wo der Mensch nicht andauernd anwesend ist, erspart diesen Hunden den totalen Kulturschock. Gibt ihnen die Chance aus dieser Schutzblase heraus langsam ihre Schritte in die neue Welt zu machen. Und dabei die Zeit zu haben, die sie brauchen. Diese Ruhe und Reduktion von Umwelteindrücken ist auch in einer kompetenten Pflegestelle durch den notwendigen Alltag meist nicht vorhanden. Es war spannend zu sehen, wie die zurückhaltenden Zwingergenossen zunächst aus sicherer Entfernung die Interaktionen von mir mit den Unbedarften beobachteten und dann langsam nach und nach näher kamen. Bianca Seefeld lässt diesen Hunden den Raum und die Zeit, ihre Entscheidungen zur Annäherung selbst fällen zu können, gleichzeitig fördert sie in einer unglaublich einfühlsamen Weise jeden Fortschritt. Diese Hunde haben von dort aus den besten Start in eine weiter fördernde Pflegefamilie oder – was die Regel ist – ziehen von dort aus in ihre endgültige Familie. Auch für die aufgeschlossenen Galgos ist die ihnen aus Spanien gewohnte Haltung der stressfreieste Start ins neue Leben. Sie können nach der anstrengenden Fahrt erst einmal in einer gewohnten Situation ankommen. Oft kommen sie mit anderen Galgos an, die sie lange kennen und werden nicht gleich getrennt. Bianca Seefeld und ihr Team können die Hunde langsam fördern und auf ihr neues Leben vorbereiten. Eine deutlich stressfreiere Integration! Nur Galgos, die schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht haben, können in dieser Haltungsform nicht verbleiben und werden in geschulten Pflegestellen untergebracht. Auch kranke Galgos werden natürlich in Pflegefamilien betreut.

Für Adoptanten hat diese Haltungsform ebenfalls große Vorteile. Wo sonst kann man in Ruhe verschiedene Galgos persönlich kennenlernen, sie im Umgang mit anderen Galgos beobachten? Bianca Seefeld beschreibt die einzelnen Charaktere und mit dieser kompetenten Beratung finden Galgo und Mensch zueinander. Besonders wenn man schon eigene Hunde hat, plagen einen immer Zweifel, ob der neue Galgo auch harmonisch in die eigene Hunde-Familie passt. In der Auffangstation können die eigenen Hunde mit verschiedenen Galgos in Kontakt gebracht werden, was eine harmonische Vergesellschaftung mit dem richtigen Partner erleichtert.

In der Kombination von Auffangstation und Pflegestellen bietet der Verein Galgorettung Fränkisches Seeland die beste Haltungsform für das jeweilige Individuum und bereitet die Galgos somit bestmöglich für ihr neues Zuhause vor. Mich hat das Konzept der Galgorettung Fränkisches Seeland überzeugt und ich freue mich schon auf den nächsten Besuch bei Bianca Seefeld und ihrer Auffangstation!"