München/Zürich: Piper, 2013. 363 Seiten. ISBN 978-3-492-25325-3
Jeder Hundehalter macht sich Gedanken darüber, wie er seinen Hund erziehen kann. Doch wie sieht es mit dem anderen Ende der Leine aus, also mit uns, den Haltern der Hunde? Wie oft reflektieren wir eigentlich unser Verhalten gegenüber unseren Hunden? Zu selten, fand Patricia McConnell und schrieb dieses Buch. Erstmals im Jahr 2002 erschienen, ist das Buch inzwischen zum Klassiker geworden – und das zurecht.
Patricia McConnell ist als promovierte Zoologin und Tierverhaltenstherapeutin ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet, doch schlägt sie keinen akademisch belehrenden Ton an, sondern vermittelt ihren Ausführungen durch Geschichten aus ihrem Berufsalltag und Erkenntnisse aus dem Bereich der Primatenforschung große Anschaulichkeit.
Mensch und Hund bilden eine auf vielfältige Weise kommunizierende und interagierende Lebenspartnerschaft, bei der es aber immer wieder zu Verständigungsproblemen kommt. Unsere Erziehungs- und Kommunikationsversuche mit unseren Hunden scheitern viel öfter, als wir glauben schlichtweg daran, dass wir unseren Hunden keine klaren Signale geben. Umgekehrt missverstehen auch wir allzu oft die Sprache unserer Hunde. Hier setzt Patricia McConnell an.
Es sind ganz fundamentale Situationen zwischen Hund und Halter, die McConnell in ihrem Buch beschreibt. So lernt der Leser viel über die Unterschiede menschlicher und hundlicher Körpersprache, über das Bedürfnis nach Berührung und Spiel, über unsere Neigung, Befehle zu wiederholen und dabei auch noch sprachlich auf vielfältige Weise zu variieren, aber auch über die Notwendigkeit, dem Hund hin und wieder auf freundliche, aber bestimmte Art Grenzen zu setzen, damit er lernt, mit Frustration umzugehen.
Auch dem wichtigen Themenkomplex rund um Sozialstatus, Dominanz und Rangordnung und dem aus der Verwechslung dieser drei Begriffe abgeleiteten Anspruch manch eines Hundehalters, seinem Hund unter Einsatz von körperlicher Gewalt – darunter ist der Leinenruck ebenso zu zählen wie Stöße in die Rippen und der berüchtigte „Alphawurf“ – oder mit gebrüllten Befehlen zeigen zu wollen, „wer der Herr im Haus ist“, widmet McConnell ein Kapitel. Sie warnt nachdrücklich davor, diese sich leider hartnäckig haltenden Methoden bei der Hundeerziehung anzuwenden, die lediglich dazu führen, dass Hunde Angst vor ihren Besitzern bekommen oder durch die Dauerangriffe ihrer Besitzer in eine Verteidigungsaggression verfallen. Man denke aktuell nur an die gewaltbejahenden Erziehungsmethoden eines Cesar Millan, die im Fernsehen ihr Publikum finden und es wird klar, wie wichtig Bücher wie das vorliegende immer noch sind.
McConnell mit ihrer auf positiver Verstärkung und körpersprachlichem Einsatz beruhenden Herangehensweise zeigt den richtigen Weg, wie man für seinen Hund zu einer wohlwollenden, souveränen Führungspersönlichkeit und zu einem Partner wird, mit dem das gemeinsame Leben Freude macht. Einander ohne viele Worte zu verstehen und mit Respekt zu begegnen, darin besteht das Fundament einer guten Hund-Mensch-Partnerschaft.