update 16.07.2023

„Habe keine Angst vor Narben. Sie zeigen nur, dass du stärker bist als das, was dich verletzen wollte.“

Candido trägt die Spuren seiner Misshandlung als tief eingekerbte Narben auf dem Nasenrücken. Mit großer Wahrscheinlichkeit rühren sie von einem der Drahtmaulkörbe her, mit denen die Galgueros ihre Hunde dauerhaft in ihren Zwingern – oder sollen wir besser Verliesen sagen – anketten. Das wird insbesondere dann praktiziert, wenn viele Hunde auf engem Raum gehalten werden, um die Verletzungsgefahr zu minimieren.

Und dennoch hat sich dieser knapp vierjährige Rüde seine Offenheit gegenüber Menschen bewahrt, geht freundlich und ohne jedes Zaudern auf jeden zu und liebt es, gekrault zu werden. Ein echter Menschenfreund, der uns ein fröhliches „Willkommen!“ entgegenwedelt, wenn wir in die Auffangstation kommen.

Drängeln sich alle Galgos um ihre Bezugsperson, kann Candido schon einmal etwas eifersüchtig reagieren, denn er möchte dieses neu gewonnene Glück, einem Mensch nah sein zu dürfen und gekrault zu werden, nicht kommentarlos aufgeben. Aber ein mahnendes Wort von uns genügt, denn Candido reagiert sehr sensibel auf Zurechtweisung.

Candido genießt seine neue Freiheit in Form von Spaziergängen oder Besuchen des Auslaufs mit seinen Galgofreunden. Und Freunde hat er, denn er ist gesellig und fair im Spiel. Fröhlich dreht er auf der Wiese mit den anderen Galgos seine Runden. An der Leine läuft er gut und ohne zu ziehen.

Candido trägt die Spuren seiner Misshandlung in sein Gesicht eingegraben, doch seine Seele hat keinen Schaden genommen. Sie ist stark genug gewesen, diese Zeit zu überstehen. Für uns kaum zu begreifen, weshalb gerade dieser liebe, unkomplizierte und bildschöne Galgorüde fast anderthalb Jahre bei der Fundación Benjamín Mehnert auf seine Chance warten musste.

Eins ist sicher: Candido würde sich über Besuch in unserer Auffangstation im Fränkischen Seenland riesig freuen!