Heidelberg: Kehrer, 2015. 107 Seiten. ISBN 978-3-86828-595-6
Der britische Fotograf Martin Usborne legt mit diesem beeindruckenden Bildband ein Werk vor, das von einem künstlerischen und tierschützerischen Impuls gleichermaßen getragen wird. Ein Jahr reiste Usborne um die Welt, um Tieren in Not zu helfen. Dabei wurde er durch Zufall auf das Leiden der Galgos in Spanien aufmerksam und beschloss, ihnen ein Fotoprojekt zu widmen. Zu diesem Zweck suchte er zwei Auffangstationen in Andalusien auf: die Fundación Benjamín Mehnert in Sevilla und 112 Carlota Galgos in Málaga.
Die Galgos, die er dort kennenlernte, waren noch gezeichnet von den Entbehrungen ihres früheren Lebens, aber sie waren in Sicherheit. Sie waren noch verängstigt, aber man spürt ihre Sanftheit und ihre Kraft.
Usborne hat sich bewusst dagegen entschieden, reißerische Fotos zerschundener oder toter Galgos zu zeigen, so leicht dies auch gewesen wäre in einem Land, in dem jährlich weit über 50.000 Galgos von ihren Besitzern als unbrauchbar aussortiert und „weggeworfen“ werden. Sein Ziel war es vielmehr, das stille Leiden dieser sensiblen Hunde zu zeigen, zugleich aber ihre Schönheit, ihre Eleganz und ihren ursprünglichen Stolz. Aus dem Widerspruch zwischen der königlichen Ausstrahlung dieser Rasse und dem aktuellen Elend, aus dem viele Galgos jedes Jahr in Spanien durch Tierschützer gerettet werden, ziehen die Fotos ihre Bildgewalt.
Künstlerisch ließ Usborne sich inspirieren durch Diego Velázquez, einen der bedeutendsten Maler des goldenen Zeitalters Spaniens, dem 17. Jahrhundert, als auch die Galgos im Land noch in hohem Ansehen standen. Dunkle, tonige Farben und natürliches Licht sind charakteristisch für die Fotos. Die Hunde werden in ihrem gegenwärtigen Lebensumfeld, der Auffangstation, abgelichtet.
Ergänzt werden die Porträts der Galgos und einiger anderer Jagdhundrassen durch Landschaftsaufnahmen aus der Region. Die andalusische Landschaft ist von großer Schönheit, doch dies zu zeigen, reicht Usborne nicht. Er fotografierte Orte, an denen die Galgos von den Jägern ausgesetzt werden. Man sieht auf den Bildern keine Hunde, keine Menschen. Es sind sehr stille Aufnahmen, die jedoch tief berühren. Wenn man sich in sie versenkt, beginnen sie Geschichten zu erzählen vom Unglück der Galgos und von ihrem Überlebenswillen.
Die Fotos von Martin Usborne geben den porträtierten Galgos ihre Würde zurück und lassen hoffen, dass ihre Botschaft – eine Liebeserklärung an diese wundervolle Rasse, verbunden mit der Kritik an den Zucht- und Haltungsbedingungen vieler Galgos in Spanien – ein großes Publikum findet.